Fazit: NRW-ASEAN Summit 2024
230 Teilnehmer haben sich bei dem von der IHK Ostwestfalen ausgerichteten „NRW-ASEAN Summit 2024“ über wirtschaftliche Chancen in den zehn Märkten des südostasiatischen Staatenverbunds informiert. Der Thementag in der Bielefelder Stadthalle wurde gemeinsam mit den IHKs Bonn, Köln, Krefeld und Münster veranstaltet. Er bot Gesprächsrunden mit hochrangigen Vertretern der ASEAN-Staaten, des Landes NRW sowie Asien-Kennern, Erfahrungsberichte deutscher Unternehmen, individuelle Beratungen durch Auslandshandelskammern sowie mehrere Workshops zu konkreten Themenfeldern. IHK-Präsident Jörn Wahl-Schwentker betonte als Gastgeber die Potenziale, die sich für deutsche und insbesondere auch ostwestfälische Unternehmen in Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, den Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam bieten.
Nach China und den USA rangiere der ASEAN-Raum auf Platz drei der wichtigsten Handelspartner der EU-Wirtschaft. Schon heute pflegen rund 7.500 deutsche Unternehmen Handelsbeziehungen mit den ASEAN-Staaten, etwa 1.500 sind auch direkt vor Ort. Ein Drittel dieser Betriebe hat seinen Hauptsitz in NRW.
Paul Höller, Staatssekretär im NRW-Wirtschaftsministerium, warb für die Zusammenarbeit mit den ASEAN-Staaten. Diese sind in ihrer Wirtschaftsstruktur facettenreich aufgestellt. Dominierende Branchen sind die Fertigung von Halbleitern und Elektronik, die Chemie- und Pharmaindustrie sowie Kunststoffproduktion. Projekte in den Bereichen Erneuerbare Energien, Nachhaltigkeit und Klimaschutz, die in den ASEAN-Staaten laufen derzeit an.
Die Botschafterin Malaysias in Deutschland, Dr. Adina Kamarudin, unterstrich die Vorzüge der südostasiatischen Region. Allen Ländern sei es gemein, ein stabiles friedvolles und prosperierendes Miteinander zu schaffen. Die Bevölkerung sei vergleichsweise jung und hoch motiviert.
Frank Sieren, seit 30 Jahren in Chinas Metropole Peking lebender Journalist, ordnete die regionale Rolle der ASEAN-Staaten ein. Sie schafften es, sich zwischen China und Indien zu behaupten. Dabei tarierten sie – bei aller Unterschiedlichkeit – ihre Interessen aus und fokussierten sich auf den Konsens. „Die ASEAN-Region darf für Unternehmen nicht nur Gegenstand des De-Riskings zu China sein, sondern muss eigenständiger Teil einer integralen Asienstrategie werden, die die jeweiligen Vorteile und Stärken der Länder nutzt.“ Dazu zähle auch ein zollfreier Zugang aus den ASEAN-Staaten in den chinesischen Markt. Gemeinsam mit diesen aufstrebenden Ländern sollten Deutschland und Europa in einer künftig multipolaren Weltordnung Allianzen schmieden.
Wichtig für die Wirtschaft wäre ein EU-ASEAN-Freihandelsabkommen. Mit Singapur und Vietnam hat die EU bereits Freihandelsabkommen geschlossen, mit anderen ASEAN-Staaten laufen oder sind Gespräche geplant.
Jens Hermsmeier, Geschäftsführer des Spezialtextilherstellers Windel Textile Far East in Schloß Holte-Stukenbrock, berichtete vom schrittweisen Einstieg in Singapur – vor Jahrzehnten zunächst mit einem Einkaufsbüro, später mit Kooperationspartnern. Inzwischen liefere das Unternehmen von dort in alle Welt. Matthijs Bruijnse, Asien-Chef beim Bielefelder Gebäudefassadenspezialisten Schüco, stellt das Geschäft zunehmend dezentral auf. Neben dem Hochpreis-Standort Singapur sei Schüco inzwischen in Vietnam und Thailand etabliert.